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Zur Person: Prof. Dr. Niko Paech, geb. 1960, Studium der Volkswirtschaftslehre in Osnabrück; derzeit Vertreter des Lehrstuhls für Produktion und Umwelt (PUM) an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Gründungsmitglied und Vorstandssprecher (2006 – 2008) des Oldenburg Center for Sustainability Economics and Management (CENTOS); TV-Moderator im Lokalfernsehen (Oldenburg) im Bereich Nachhaltigkeitskommunikation; Vorsitzender der Vereinigung für Ökologische Ökonomie (VÖÖ); Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von ATTAC, des Fachbeirates des Regiogeld-Verbandes und des PostFossil Instituts (PFI)
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Letzte Woche hatte ich auf dem Geldkongress „Macht Geld Sinn“ die Möglichkeit, ein ausführliches Gespräch mit Herrn Prof. Dr. Niko Paech über alternative Wirtschaftswege zur dauerhaften Krisenüberwindung, zu führen.
Herr Prof. Peach erklärte hierbei die Grundzüge seiner Idee einer Postwachstumsökonomie, die er als „Nachhaltigkeit für Fortgeschrittene“ bezeichnet. Er spricht darüber, warum es seiner Ansicht nach kein „nachhaltiges Wachstum“, auch nicht im Bereich der erneuerbaren Energien, geben kann und weshalb er den sogenannten „Green New Deal“ nur für eine weitere Konjunkturspritze hält.
Auf die Frage hin, ob er es als sinnvoll erachtet, Geld ganz abzuschaffen, plädiert Prof. Paech dafür, einfach durch gemeinschaftliche Eigenversorgung und Tausch etwas geldunabhängiger zu werden. Neben der von ihm befürworteten Auflegung von Regionalgeldern, empfiehlt er, hierzu gleichzeitig das Vollgeldsystem einzuführen, um das Schuldgeldsystem und die Geldschöpfung durch Kreditvergabe der Geschäftsbanken abzulösen. Die Verbindung dieser beiden alternativen Ideen empfinde ich persönlich als sehr spannend.
Später geht es in dem Gespräch um die Frage, was das Glück der Menschen ausmacht, wie und ob sich dieses steigern lässt und was Wohlstand überhaupt bedeutet. Mein Gesprächspartner geht hierbei davon aus, dass (auch) persönliches Glück nicht ständig weiter steigerbar ist. Er sagt: „Der Feind des Guten ist immer das Bessere.“ Daher sollte sich, auch in diesem Zusammenhang, vom Wachstumsparadigma verabschiedet werden. Wohlstand bedeutet in diesem Sinne nicht nur frei verfügbare Zeit, sondern auch die Fähigkeit, in dieser Zeit alle Tätigkeiten mit größtem Lustgewinn durch Ausschöpfung des Gegebenen und mit entsprechender Wertschätzung zu vollziehen. Prof. Paech bezeichnet dies als Suffizienz, welche ihm zufolge die eleganteste Form des Wegs zum „aufgeklärten Glück“ darstellt. Dazu taugen auch Erfolgserlebnisse durch weitgehende Selbstversorgung in einer Gemeinschaft, denn hierdurch ist erst wirkliche Freiheit, Souveränität und Unabhängigkeit in einer arbeitsteiligen Gesellschaftsform möglich (Subsistenz).
Von alternativen Wohlstandsindizes zum BIP, beispielsweise dem in Bhutan existierenden Maßstab des „Bruttonationalglücks“ hält Prof. Peach nicht sehr viel. Er geht aber davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit der Einführung solcher neuer Indizes recht hoch ist. Dies geschehe vermutlich auch aus dem Grund, damit die entsprechende Enquete Kommission des Bundestags augenscheinliche Erfolge vorweisen könne, diese aber keine wirklichen Veränderungen bringen würden.
Hiernach wird die Gleichung aufgestellt, dass sich aus moderner urbaner Subsistenz, gepaart mit Suffizienz, die sogenannte Resilienz ergibt.
Für den geneigten Laien und Liebhaber von klaren Worten klingen diese Begriffe möglicherweise zunächst wie unnötiges Fachchinesisch, jedoch zählt Prof. Paech nicht zu den Menschen, die probieren, sich möglichst kompliziert auszudrücken. Er erklärt die genannten Ansätze ausführlich und sieht in den Begrifflichkeiten eher eine Erleichterung zur verkürzten Darstellung eines komplexen Themengebiets. Als ich erstmals im Juni 2011 einem Vortrag von ihm zu seinem Ansatz der „Postwachstumsökonomie“ in Frankfurt hörte, empfand ich es als Anreiz, Zuhause erstmals diese drei Begriffe nachzuschlagen. Hier die Kurzdefinitionen von Wikipedia:
Die Subsistenz (spätlat. subsistentia „Bestand haben“) – eigentlich: Selbständigkeit, Durch-sich – bezeichnet ein philosophisches Konzept, bei dem sich das Bestehende aus sich selbst erhält. Subsistenz wird ebenfalls für selbst erhaltenden Lebensunterhalt (Subsistenzwirtschaft) verwendet.
Suffizienz (von lat. sufficere – ausreichen) steht in der Ökologie für das Bemühen um einen möglichst geringen Rohstoff- und Energieverbrauch. In der praktischen Nachhaltigkeitsdiskussion wird Suffizienz komplementär zu Ökoeffizienz und Konsistenz gesehen. Es wird im Sinne der Frage nach dem rechten Maß sowohl auf Selbstbegrenzung, Konsumverzicht oder sogar Askese, aber auch Entschleunigung und dem Abwerfen von Ballast gebraucht.
Resilienz (von lateinisch resilire ‚zurückspringen‘, ‚abprallen‘, deutsch etwa Widerstandsfähigkeit) beschreibt die Toleranz eines Systems gegenüber Störungen.
Diese resiliente, also krisensichere und stabile Versorgung ist (der o.g. Gleichung folgend) zu erreichen, indem so wenig wie möglich gebraucht wird und hiervon so viel wie möglich selbst gemacht werden kann.
Anschließend erklärt Prof. Paech, warum seiner Ansicht nach, entgegen aller kritischen Stimmen, die Senkung des CO2-Ausstosses der Menschheit erreicht werden müsse und warum dieses Thema nicht mehr auf der Hauptagenda des Klimagipfels in Rio im Juni 2012 zu finden sei.
Die Gefahr einer Ökodiktatur durch die Schaffung einer „Weltumweltbehörde“, als Teil einer Weltregierung, sieht Prof. Peach nicht als gegeben, da bei tatsächlicher Schaffung einer solchen Behörde diese eher ein weiterer bürokratischer Papiertiger sei. Ob man in seiner Forderung zur Schaffung eines „zweiten CO2-Kontos jedes Menschen“ mit einem präferierten Jahreskontingent pro Erdenbürger von optimalerweise 2,7 t, ökodiktatorische Züge sehen möchte, bleibt jedem selbst überlassen. Wenn ich an unser Brüsseler Bürokratiemonster und die – jeweils in nationales Recht umzusetzenden – Richtlinien denke, sähe ich persönlich schon deutliche Gefahren für die Freiheit des Einzelnen.
Da der seit vierzig Jahren ersehnte, freiwillige Bewusstseinswandel der Menschheit zum weiteren Erhalt der eigenen Spezies nicht stattfindet, benötigt es Prof. Paech zufolge einfach schicksalhafter Begebenheiten wie der Finanzkrise und Peak Oil. Ob die Finanzkrise wirklich schicksalhaft über uns hereingebrochen ist, soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden ;-). Ob wir bereits am Fördermaximum von Erdöl angekommen sind, weiß ich nicht. Aber ich stimme Herrn Prof. Paech darin zu, dass Menschen immer erst eine Hürde zu nehmen haben, bevor sie Veränderungen herbeiführen. Das mit der Freiwilligkeit ist tatsächlich so eine Sache, denn Menschen lieben es von Natur aus bequem.
Am Ende unseres Gesprächs geht es um eine Bodenreform im Rahmen eines erneuten Lastenausgleichs und ein Bürgergeld als Alternative zum viel diskutierten „bedingungslosen Grundeinkommen“.
Auch wenn ich persönlich nicht allen Ansätzen von Herrn Prof. Peach zustimmen kann, empfinde ich viele Denkansätze seiner Postwachstumsökonomie als sehr interessant und sinnvoll.
Ich wünsche viel Spaß mit dem Beitrag und bedanke mich ganz herzlich bei Herrn Prof. Dr. Niko Paech für seine Gesprächsbereitschaft, trotz seines sehr begrenzten Zeitrahmens auf der Konferenz. Vielen Dank auch Helmut für seine Hilfe.
Ihre
Julia Jentsch
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